So, nun habe ich die 100 Kilometergrenze ueberschritten. Die restlichen Kilometer bis Santiago muessen ununterbrochen zurueckgelegt werden. Und obwohl hier immer noch verhaeltnismaessig wenig los ist, sind doch mehr Pilger unterwegs, als bisher. Allerdings ist hier normalerweise der Baer los, denn wie ich gestern erfahren habe, benoetigen alle Studenten die Urkunde fuer die Pilgerschaft, um ihren Abschluss zu erhalten.
Also ehrlich gesagt finde ich das bekloppt. Denn es gibt den Hinweis, man solle die letzten 100 Kilometer morgens und abends im Pilgerpass stempeln, um nachzuweisen, dass man wirklich gepilgert ist. Es gibt sogar spezielle Pilgerausweise, die bestimmte Stempelstellen vorgeben. Ich hatte mich schon gefragt, warum sich denn jemand die Pilgerurkunde erschleichen moechte. Aber wenn das natuerlich ein Zwang ist, dann ist das klar… bescheuert!
Nun, immerhin beschert es uns „erfahrenen“ Pilgern ein Bild, das wir schon seit langer Zeit nicht mehr sehen durften: Pilger, die sich humpelnd mit Blasen an den kaputten Fuessen und mit Muskelkater Treppen zu Kirchen oder Bars hochschleppen… Ohne Schadenfroh zu sein, aber irgendwie ist es schon schoen auf der anderen Seite zu sein 🙂
Ich kann es nicht oft genug betonen: Galicien ist einfach zauberhaft schoen. Der Weg fuehrt durch vertraeumte Waelder, die aus einem Bild von Carl Spitzweg oder einem Lurchi-Buch stammen koennten. Ueber gewundene Pfade fuehrt der Camino ueber alte Roemerstrassen und -wege durch Kiefern-, Eichen und Eukalyptuswaeldchen an Weihern, Baechen und Quellen vorbei. Es ist einfach wunderschoen hier quasi „spazieren zu pilgern“!
Heute Abend werden wir eine galicische Spezialitaet probieren: die Queimada, ein Getraenk, dessen Rezept bis ins Mittelalter zurueck geht und aus Kaffee, Kraeutern, Obst und sicherlich viel Alkohol besteht. Sozusagen eine galicische Feuerzangenbowle 🙂 Leider wird dieses Gebraeu nur dann zubereitet, wenn man in Gruppengroesse auftritt, da sonst der Aufwand zu gross ist. Daher haben wir – d.h. die Pilger, die sich immer wieder begegnen - uns heute unterwegs mit diversen Leuten abgesprochen, dass wir uns treffen, um in den Genuss dieses kulinarische Abenteuers zu kommen.
Ich hoffe diese Prozedur zu ueberleben und dann demnaechst davon zu berichten. Bis dahin viele Gruesse
shp-jakobsweg
[googleMap name=“Portomarin“ width=“500″ height=“300″ directions_to=“false“]Portomarin, Spain[/googleMap]