Ja, stimmt genau und mies gelaunt bin ich deshalb auch noch gleich. So ein Mist! Werde ich doch tatsaechlich auf die letzten Tage krank! So richtig Schnupfen, Kopfschmerzen, Husten, Fieber. Alles was das Herz sich nicht wuenscht! Keine Ahnung, wie ich mir das eingefangen habe. Mein erster Gedanke war natuerlich: „Zeitplan in Gefahr“… der Zweite: „Was fuer ein bescheuerter erster Gedanke!“. Ist doch vollkommen egal, ich habe ja schliesslich noch jede Menge Zeit. Und wenn das fuer einige (speziell Deutsche) nicht zutrifft: Mein Ziel ist der Weg und den habe ich ja. In Santiago anzukommen ist lediglich das Tuepfelchen auf dem „i„. Tatsaechlich habe ich in letzter Zeit mehrfach (eben von Deutschen) gehoert, dass nicht der Camino, sondern Santiago das Ziel sei und sie in so und so viel Tagen dort sein muessten. Na, jedem das seine, aber aus meiner Sicht ist das eher arm als bewundernswert!
Nun, die ersten Anzeichen meiner Erkaeltung waren schon gestern im Laufe des Tages zu spueren, aber da wollte ich das noch nicht wahrhaben. Gestern Abend habe ich mir aber dann -Â dank meiner grosszuegigen Rucksackapotheke von Yvi -Â den ultimativen Vitamin-Drogen-Cocktail reingeschoben in Form von Vitamintabletten, Fruechten, Orangen-Saft und Aspirin-Komplex. Habe dann auch schoen die ganze Nacht den Mist rausgeschwitzt… Heute morgen war ich mir noch nicht sicher, ob ich weiterziehen soll, habe mich dann aber dazu entschlossen zu schauen, wie weit ich komme.
Immerhin 16 Kilometer weit. Was fuer eine Leistung. Aber Bayer sei dank, es wird schon besser! Heute abend werde ich das gleiche nochmal durchziehen und hoffe, dass es morgen wieder gut ist.
Alles hat natuerlich dabei wie immer seine positiven Seiten: ich bin diesmal nicht nur langsam gelaufen, sondern habe auch noch richtige Sitz-Pausen gemacht – einen Luxus, den ich mir bisher noch nicht gegoennt habe. D.h. ich sass einfach auf einer Wiese, habe eine Tuete Oliven gegessen (ich liebe in Essig eingelegte Oliven!) und die Welt betrachtet. Das war auch wieder so eine Erfahrung, zu der ich sonst nie kommen wuerde in unserer rastlosen Welt.
Leider hat es heute zu regnen begonnen (wenn auch leicht) und daher bin ich dann in Cacabelos geblieben.
Heute ist aber auch der Wurm drin. Ein paar andere Pilger, mit denen ich schon seit einigen Tagen lose unterwegs bin, sind heute aehnlich komische Dinge passiert: Michael, der Spanischlehrer, hatte heute Nacht in einer Herberge draussen auf der Veranda geschlafen und ist durch den naechtlichen Regenschauer nicht nur um seinen Schlaf, sondern wohl auch ein wenig um seine Gesundheit gebracht worden, jedenfalls musste er heute Mittag erschoepft in Cacabelos halt machen, Alex aus Muenchen ist es heute so in die Hueften gefahren, dass sie kaum noch zur naechsten Herberge kam und Margot aus Holland ist unterwegs auf dem Weg jemand im Auto aufgelauert und erst als sie weggerannt und mit einer Spanierin im Auto zurueckgekommen ist, ist der Typ abgehauen.
Von letzteren aehnlichen Stories habe ich auch schon gehoert. Bisher habe ich das eher als Geruechte abgetan, aber da scheint was dran zu sein. Ich hatte auf einer Alternativroute auch schon mal einen Wagen stehen gesehen – also wirklich mitten in der Pampa, ohne Strasse weit und breit. Vor mir sind zwei Amerikanerinnen gelaufen und ich wusste, dass hinter mir noch ein Maedel alleine unterwegs war, die ich zuvor ueberholt hatte. Also habe ich mit den beiden Amerikanerinnen, die ebenfalls misstrauisch geworden sind, auf das andere Maedel gewartet. Erst als ich ein Foto von dem Auto gemacht habe, ist der Typ ploetzlich auf und davon.
Nun, werde mich also nach meinem Cocktail aus Fruechten, die ich mir eben geholt habe, aufs Ohr hauen und hoffen, dass ich meine Erkaeltung heute Nacht auskurieren kann. Morgen ist wieder ein Stueck haertere Strecke dran.
Viele Gruesse
shp-jakobsweg
[googleMap name=“Cacabelos“ width=“500″ height=“300″ directions_to=“false“]Cacabelos, Spain[/googleMap]