Nachtrag zu Leon: Ich wurde gestern von 2 spanischen Masseusen gleichzeitig 45 Minuten „behandelt“…
So, und jetzt koennt Ihr Eure schmutzigen Phantasien wieder einpacken, denn es war die Hoelle!!! Ich hatte mich auf eine entspannende Massage der Beine und meines Rueckens gefreut, dabei haben sich die beiden Spanierinnen gedacht, sie muessten Teig kneten und raechen sich schon mal prophylaktisch fuer ein eventuell verlorenes EM-Finale gegen die Deutschen! Himmel, hat das geschmerzt. Alles Stoehnen und Aechzen meinerseits hat eher noch zu weiteren Torturen und damit Schmerzen fuer mich gefuehrt! Das war mal eine bescheuerte Idee! Bin mir auch noch nicht sicher, ob sich jetzt was verbessert oder verschlechtert hat!
Nun, heute bin ich jedenfalls auf dem Weg nach Hospital de Orbigo. Das sind immerhin ca. 35 Kilometer, wobei sich die Streckenangaben dahingehend unterscheiden, dass sie zwischen 32 und 38 Kilometer schwanken.
Unterwegs gibt es zwei verschiedene Varianten des Caminos: der eine fuehrt an der vielbefahrenen Nationalstrasse N-120 entlang und der andere durch die Natur an verschiedenen Doerfern vorbei. Habe letzteren Weg gewaehlt, auch wenn dieser ca. 3,5 Kilometer laenger ist. Habe mir unterwegs immer wieder Gedanken darueber gemacht, ob es richtig war von Sahagun mit dem Zug nach Leon zu fahren oder ob ich die Strecke nicht doch haette besser laufen sollen. Denn inzwischen habe ich mit diesem Sprung einen Tag ueber und komme wahrscheinlich frueher an, als geplant. Die vielen netten Bekanntschaften auf dieser Strecke (Australier, Deutsche, Oesterreicher, Hollaender und sogar ein Norweger) unterwegs, die Aussicht ausgerechnet an einem Wochenende in Leon schlafen zu wollen (was sicher nicht zu 24 € Zimmerpreis gefuehrt haette) und das Finale in Astorga morgen anschauen zu koennen und nicht in irgendeinem Kuhkaff, haben mich dann doch davon ueberzeugt, dass meine Entscheidung richtig war!
Und der eine Tag ist auch nicht weiter schlimm! Den einen Tag kann ich gut gebrauchen: Denn sollte ich je einen Tag unterwegs zur Regeneration brauchen (es sind ja schliesslich noch 300 Kilometer) oder es mir irgendwo unterwegs besonders gut gefallen und ich laenger bleiben moechte oder ich je doch noch nach Finesterre (dem in frueheren Zeiten geglaubten Ende der Welt und somit des Jakobwegs) fahren moechte – da es noch 100 Kilometer von Santiago aus sind, kommt nur der Bus in Frage – kann ich nun einen Tag Reserve ziehen. Nun und wer weiss ob ich mich nicht ueber einen Tag mehr in Santiago de Compostela freue, um nicht nur physisch, sondern auch geistig anzukommen. Wir werden sehen!
Meine Erkenntnis des Tages: Es ist also nicht nur wichtig eine Bauchentscheidung zu treffen, sondern dieser auch zu vertrauen!
Leider hatte ich doch eine lange Strecke vor mir und die Sonne hat ab 14 Uhr erbarmungslos immer schon von hinten geschienen, egal wie der Weg sich geschlaengelt hatte. Da hat leider auch alles cremen nichts geholfen, als ich in Hospital de Orbigo dann endlich um 18 Uhr brotfertig angekommen bin, hatte ich einen Hoellen-Sonnenbrand an den Waden, den ich nun erstmal mit Aftersun-fuer-Kinder-oder-Pilger-mit-knallroten-Sonnenbrand-Creme behandelt. Nach diesen gefuehlten nicht 35 oder 38, sondern mindestens 55 Kilometern, freue ich mich aufs Schlafen, wohl wissend, dass das eine Tortur mit dem Sonnenbrand wird.
shp-jakobsweg
[googleMap name=“Hospital de Orbigo“ width=“500″ height=“300″ directions_to=“false“]Hospital de Orbigo, Spain[/googleMap]