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Mein Weg ist das Ziel

30. Juni 2008 – 21. Tag – Rabanal

Tatsaechlich, es ist schon der 21. Tag und der 1. nach der Niederlage im EM-Final gegen Spanien… und das in Spanien!

Gestern in Astorga war die Hoelle fuer uns Deutsche! Das (durchaus fuer Spanien verdiente) 0:1 war schon hart in einem Meer von spanischen Fans zu ertragen! Dann mitansehen zu muessen, wie wir uns vergeblich (zumindest 2x 15 Minuten) bemueht haben ein Tor zu schiessen und dann beinahe noch 1 bis 2 weitere Tore kassiert haben, wurde von den Spaniern mit viel Ole und Hurra samt Feuerwerkskoerpern bejubelt. Das abgepfiffene Spiel hat dann alle Feierbarrieren eingerissen und hier begann eine Fest, wie ich sie mir kaum habe vorstellen koennen. Insofern war das verlorene Spiel doch wieder positiv (zumindest fuer alle in Spanien befindenden Deutschen), denn so konnten wir (deutschen Pilger, die uns zum gemeinsamen Fussballschauen auf dem Hauptplatz verabredet hatten) mal sehen, wie die Spanier feiern: Mit Musikkapelle und Feuerwerksboellern, in Brunnen und auf Plaetzen haben die Spanier viva españa gesungen. Es war eine helle Freude. Und sobald wir als Deutsche erkannt wurden, wurde uns Beileid, aufbauende Worte und viel Respekt fuer das Spiel bekundet.

Nun ja, jedenfalls bin ich so sehr schnell und ausgesprochen frueh (kurz vor 23 Uhr – die Herberge schliesst regulaer um 23 Uhr, der Herbergsvater hatte aber zugesichert die Tuer solange offen zu lassen, bis das Finale rum ist) ins Bett gekommen, wobei ich Glueck hatte und schlafen konnte, denn die Herberge liegt ein wenig abseits – viele andere Deutsche konnten die Nacht ueber kein Auge zu machen, denn die Spanier haben direkt auf dem Platz nebenan ausgiebig und lautstark die Nacht durch gefeiert 🙂

Inzwischen ist der Camino doch deutlich voller geworden. So sind nun schon viele spanische Gruppen (heute habe ich eine Schulgruppe getroffen) auf dem Camino und es treffen auch immer mehr 2-Wochentrip-Pauschalpilger ein, die in Leon oder z.T. auch Astorga loslaufen, um sozusagen in 10 Tagen schnell mal zu pilgern und dabei all den Stress von daheim zu vergessen, eine sagenhafte Wandlung zu durchlaufen, viele Leute kennenzulernen (und zu nerven), Spass zu haben, koerperlich fit zu werden, sich spirituell zu reinigen und dabei natuerlich die Schwaechen zu Staerken zu machen. Dann noch geschwind 3 Tage Badeurlaub an der Kueste zur Regeneration ranhaengen und danach ein neuer Mensch sein… Das ist uebrigens kein Scherz, so aehnlich hat mir das eine frisch angekommene Muenchnerin erklaert.
Na, ob das klappt? Ich habe da so meine Zweifel an diesem Plan! Ich befuerchte, die werden hinterher noch fertiger sein, als sie angekommen sind, denn nach meiner Erfahrung ist man schon mindestens eine Woche unterwegs, nur um mal runterzukommen, dann beginnen die Schmerzen und der Zweifel und genau da steigen die meisten eben wieder aus. Das kann aus meiner Sicht nur in Verzweiflung enden!

Bisher halte ich mich von den meisten fern, denn ich habe festgestellt, dass diese Art von Neueinsteigern eher Energiekiller sind, die sehr viel Kraft kosten und dabei selten etwas zurueck geben.

Ich merke, wie sich meine eigene Pilgerreise langsam dem Ende naehert. 2/3 der Strecke habe ich bereits hinter durchwandert und werde in nunmehr ca. 9-10 Tagen in Santiago de Compostela ankommen. Einerseits finde ich es schoen so eine bis vor drei Wochen fuer mich undenkbar lange Strecke bereits gewandert zu sein und dabei viele verschiedene und eindrueckliche Erlebnisse gehabt zu haben.

Andererseits ist es fast schon traurig, dass die Reise bald zu Ende gehen wird, auch wenn ich mich natuerlich auf daheim freue.

Das Pilgerende ist zu nahe und ich habe mich noch nicht genug vom Camino abgenabelt, denn noch liegen ca. 250 Kilometer vor mir, die mich beanspruchen werden und mich jederzeit aus dem Rennen werfen koennen. Ein verwirrendes Gefuehl!

shp-jakobsweg

[googleMap name=“Rabanal“ width=“500″ height=“300″ directions_to=“false“]Rabanal, Spain[/googleMap]

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