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Mein Weg ist das Ziel

21. Juni 2008 – Burgos (12. Tag)

Verdammt – tatsaechlich erst der 12. Tag! Das heisst, ich habe noch so 21 Tage vor mir. Kommt mir alles schon viel laenger vor – gefuehlt bin ich bereits vor 3 Tagen in Santiago angekommen 🙂 Nun, immerhin, ich habe schon mehr als 300 Kilometer hinter mir. Ich bin stolz auf mich und meine bisherige Leistung!

Nun, heute bin ich also in Burgos. Dazu bin ich heute morgen bereits um 6:50 Uhr losgelaufen! 6:50 Uhr!!! Das muss ich hier nochmal betonen, denn das ist nun wirklich mal gar nicht meine Zeit. Allerdings kann man dann natuerlich ordentlich weit laufen, bevor die spanische Sonne so richtig brennt. Leider war es heute morgen sogar noch so kalt, dass ich eine Jacke anziehen musste. Dafuer war der Schatten, hinter dem ich hergelaufen bin (naemlich mein eigener – gehe ja von Ost nach West, also habe ich morgens die Sonne in der Regel im Ruecken) der bisher laengste auf der Strecke.

Nur leider konnte ich weder die morgentliche Sonne im aufsteigenden Bodennebel noch die Ruhe geniessen, denn als ich kurz stehen geblieben bin, hat es um mich herum begonnen zu summen und zu sirren… Da tauchten ploetzlich Schnaken in Heerscharen auf. Viecher, ich habe noch bisher keine so grossen gesehen! Da hiess es „rennen, was das Zeug haelt“ und wild um sich schlagen und alle Gliedmassen bewegen, damit sich die Mistviecher nicht setzen und stechen koennen – natuerlich immer mal wieder eine totschlagen, die es dann doch geschafft hat… haette mich jemand in dieser Herrgottsfruehe beobachtet, ich glaube das waere der Slapstick-Film des Jahres geworden.

Und um gleich beim Motzen zu bleiben: Die naechste Bar hatte natuerlich auch noch nicht offen. Also musste ich an die 7,3km nochmal 2,2km anhaengen, bis ich endlich mal einen Morgenkaffee bekommen habe – bis dahin war ich wirklich knatschig!

Etwas kann aber hier mal gesagt werden: Der spanische Kaffee ist sensationell und sehr guenstig. Jetzt kann ich verstehen, wie sich Hape morgens mit Milchkaffee hat vollaufen lassen koennen, ohne gleich arm dabei zu werden und ein Magengeschwuer zu bekommen. Der Kaffee wird in einer ordentlichen Espressomaschine (die hier wirklich jede noch so heruntergekommene Bar hat) gemacht und mit aufgeschaeumter Milch zubereitet und kostet dann so 1,00 bis 1,20 € (in Touristaedten natuerlich 1,80 €, ist klar).

Nach 3h Marsch war dann Schluss und ich habe mich in Villafria in den Bus nach Burgos gesetzt, denn die letzten 8km fuehren durch anschauliches Industriegebiet und das – habe ich schuldgefuehlfrei beschlossen – kann ich mir schenken. Nun bin ich fuer 28,- € in einem Shared-Bath-Einzelzimmer abgestiegen (wenn das mal nicht ein Superpreis ist) und habe mir gleich mal die Kathedrale von Burgos angeschaut.

Sensationell! Wunderschoene grosse im gothischen Stil gehaltene Kathedrale, die im Inneren strotzt vor historisch-kulturellen Kunstwerken. Der Eintritt kostet leider nicht mehr – wie von meinem 1 Jahre altem Wanderfuehrer behauptet – 1€, sondern 2,50 € fuer Pilger. Natuerlich hatte ich meinen „Credencial del Peregrino“ im Zimmer liegen lassen. Nachdem der Ticketverkaeufer meine getapten Fuesse gesehen hat, meinte er allerdings, dass das als Nachweis genuegen wuerde – Pilgerausweis an den Fuessen, wer haette das gedacht 🙂

Im Inneren der Kathedrale werden dabei aber nicht nur diese wunderbaren Schaetze der Vergangenheit gezeigt – die alle aufzuzaehlen ich wohl weder in der Lage bin noch wirklich von Interesse sein wird, wenn man sie nicht sehen kann – sondern es findet in einer Art „Nebenkapelle“ auch Gottesdienste und Trauungen statt. Heute war daher Traumarathon und ich konnte diverse Paare beobachten, die von ihren Angehoerigen mit Hurra-Rufen, Reis und Faschingslametta gefeiert wurden. Toller Anblick!

Nun, ein Kunstwerk will ich an der Stelle aber doch erwaehnen: Es ist ein Bild vom Lieblingsschueler von Leonardo da Vinci in der Kathedrale ausgestellt, das so viele Zuege und Aehnlichkeiten zu Leonardos „Mona Lisa“ hat, dass man stundenlang da stehen und es beobachten kann (wuerde man nicht irgendwann rausgeworfen oder von Tourigruppen gestoert). Und dazu ist kein teurer Eintrittspreis und Anstehen wie im Louvre notwendig 🙂

Nun, heute Abend heisst es wieder von einigen Pilgern Abschied nehmen, die hier ihre Reise beenden. Meine geht weiter – und ich freue mich darauf!

Bis dahin viele Gruesse

shp-jakobsweg

[googleMap name=“Burgos“ width=“500″ height=“300″ directions_to=“false“]Burgos, Spain[/googleMap]

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