Epilog einer komischen Reise…
Wäre ich nicht vor 2 Jahren bereits den Camino Frances gegangen, dann wäre es wohl eine ziemliche Enttäuschung gewesen, die Via de la Plata nicht zu Ende zu gehen. Aber das Ziel war tatsächlich nie Santiago de Compostela – denn da war ich ja schon – sondern dieser kulturelle und historisch schön Weg! Einerseits bin ich zwar anfänglich wieder in die Falle „viel Weg in wenig Zeit gehen“ getappt – was letztendlich auch wohl zur Überlastung geführt hat – aber ich habe das seltene Glück erlebt, wie es ist eine – wenn auch nur 15-minütige – Strecke ohne jedes Denken zu gehen! Ich hätte nicht gedacht, dass das möglich ist – zumal mir das 2008 leider nicht geglückt ist.
Einmal wirklich zu laufen, ohne einen einzigen Gedanken zu haben… das war unglaublich. Als ob jemand den Ton plötzlich von Mono auf Stereo ändert. Alles klingt viel intensiver und klarer… toll! (das mag vielleicht für den einen oder anderen „normal“ sein – für mich nicht 🙂 ).
Ich konnte also wirklich ohne jeglichen Selbstzweifel oder Traurigkeit den Weg abbrechen, bzw. „vertagen“ und spontan einen alternativen Weg als Busreise antreten. Das war super interessant und ohne mein „Schienenbeininnenkantensyndrom“ (das sich später als „Schienenbeinaussenkantensyndrom“ – falls es das tatsächlich gibt – entpuppt hat und an dem ich immer noch laboriere) hätte ich niemals so einen tollen Stempel wie in Saragossa bekommen, meinen Bruder und meinen guten Freund aus Toronto treffen oder das bedeutsame Weingebiet „Toro“ besuchen können!
Die Via de la Plata ist sehr anspruchsvoll, mit langen Strecken ohne jegliche Versorgung mit extremen Wetter- und Hitzebedingungen, je nach Jahreszeit. Aber dank der römischen und mozarabischen Historie ist sie eine wuznderbare Strecke! Sie bietet in Orten tolle Überbleibsel als Sehenswürdigkeit; aber auf der Strecke fast noch faszinierendere Augenblicke, wenn man an den römischen Meilensteinen auf dem Original-Pflaster der alten Römerstraße vorbeiwandert, die vor mindestens 2.000 Jahre von Menschen hier bearbeitet und hingestellt worden sind. Die Berührung des groben Steins stellt eine eigenartige Verbindung zu dieser Epoche lange vor unserer Zeit her… Herrlich!
Mir tut es nicht leid abgebrochen zu haben – wer weiß für was es gut ist! Alles hat seinen Sinn und seine Richtigkeit und ich bin sicherlich irgendwann mal wieder auf dem „Weg“.
Ultreia!
shp-vdlp