31.05.2010 – Tag 0 in Sevilla
Was für eine Hitze! Ich hatte ja ehrlich vor die Wolken und den Regen mitzunehmen… hat aber nicht geklappt!
Statt dessen herrscht hier eine Glut vor, die zum Wandern wirklich nicht geeignet ist… Ich weiss, selbst schuld, aber so langsam frage ich mich, ob ich nicht bescheuert bin, dass ich a) ein zweites mal gehe, b) von Süden nach Norden und c) das zu der Jahreszeit mache!
Immerhin, die Anreise hat geklappt. Und als der Pilot überraschenderweise seinen Job konnte und ausnahmsweise mal erfolgreich gelandet ist – so zumindest dem frenetischem Applaus zu folge, was selbst den Steward nach der Landung auf Mallorca irritiert hat – ist mir mal wieder klar geworden, warum es mich zum Urlaub nicht nach Mallorca zieht. Sicherlich, die Insel soll ausserhalb des Ballermann wunderbar sein und das will ich auch gar nicht bestreiten.
Aber hat man es auf der Königsstrasse an einem Wochenende geschafft erfolgreich den Slalom um die marodierenden Horden von Junggesellenabschiede zu meistern – hier gibt es ja zwischenzeitig glücklicherweise so viele, dass sie sich meist selbst belästigen – an dieser Stelle nochmal ein herzliches Dankeschön an meine Freunde, die mir diesen Affenzirkus erspart haben! Mein Junggesellenabschied war klasse Jungs!!! – so versagt einem das Glück hier gänzlich.
Es scheint so, als ob all die Bundeswehrausscheidergruppen, die es ja heute so gut wie nicht mehr gibt, ihr neues Paradies auf Mallorca oder zumindest dem Ankunftsterminal gefunden zu haben und sich in Form von Kegel- oder Altmännervereinen (gerne gemischt) neu zu formieren und mit lustigen T-Shirts, Perücken und Ballermannmusik laut gröllend jedem der es hören will (oder gerne auch nicht) die eigene Stimmungslage entgegen zu lallen. Und damit wir uns richtig verstehen: die „Rippen“ der menschlichen Schöpfung stehen dem in nichts nach! Da ist fremdschämen angesagt!
Manchmal wäre es doch schön, wenn als Reisevoraussetzung zumindest der IQ eines Weißbrots erreicht werden müsste…
Nun, nach der Landung in Sevilla habe ich tatsächlich nicht nur meinen Rucksack, sondern auch meinen Pilgerstab bekommen. Da der als Sperrgepäck gereist ist, war ich mir da nicht so sicher.
Mein Rucksack hat stolze 9 Kilo Gesamtgewicht und im Gegensatz zum letzten mal, wo ich mit Ach und Krach auf 9,8 Kilo kam und dabei bereits Fleeceweste und einiges anderes Gerümpel bereits „am Mann“ hatte, ist diesmal alles bereits im Rucksack enthalten. Damit kann „eigentlich“ nichts meiner Wanderschaft im Wege stehen…
Wäre da nicht diese unbändige Hitze! Ich glaube morgen werde ich versuchen spätestens um 7:30 Uhr loszukommen. Alles andere ist wohl Selbstmord, denn ab 11/12 Uhr bis mind. 16 Uhr ist durch diese gnadenlose Sonne kein Laufen möglich. Na, selbst schuld – brauche ja nicht zu jammern (keine Sorge, ich werde das trotzdem noch ausgiebig tun 🙂 )
In Sevilla habe ich jedenfalls ein hübsches kleines Hotel (Hotel Goya) direkt bei der Kathedrale, eine der größten gotischen Kathedralen überhaupt. Diese habe ich mir auch vorhin bereits (leider ohne Pilgerrabatt) mit Audioguide bewundert. Das ehemalige Minarett, das in die Kathedrale integriert wurde, ist über 34 Rampen erreichbar. Diese wurden anstelle von Treppen gebaut, damit der Turm vom Sultan per Pferd erreicht werden kann. Da mein Pferd gerade nicht da war, habe ich eben meine Füße verwendet, um den herrlichen Blick auf die Altstadt mit dem arabischen Einfluss der ehemaligen Besatzer zu geniesen. Toll!
Soweit von mir, ich werde jetzt mal versuchen meinen ersten Stempel bei der Pfarrei der Kathedrale abzuholen, einen „Cafe con leche“ genießen und dann später was essen gehen.
Viele Grüße
shp-vdlp