Tag 20 (15.05.2010) – Cape Reinga und Waipoua Kauri Forest
„Pünktlich“ anderthalb Stunden nach der vereinbarten Zeit stand unser Auckland-Transport mit „neuem“ Camper da, sprich einer noch älteren Karre, die genauso lange georgelt hat, bis sie angesprungen ist. Da wir bereits am Tag vorher die Zeit genutzt und gepackt haben, konnten wir mit Hilfe unserer beiden Nachbarn neben uns sehr zügig umladen. Beim Packen kam es zu ganz eigenwilligen Verpackungen, wie dieser „Weindekanter“ zeigt :)… |
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Der Transportfahrer meinte, dass sich das Geräusch nicht sooo schlimm anhören würde, in ein paar Wochen ist der Karren wieder auf der Straße. Der Ford-Campertyp sei auch sehr sicher, denn er hätte damit schon einige Unfälle eingesammelt und bisher nur einen mit tödlichem Ausgang gesehen. Na, immerhin etwas…
Da wir es nun einmal doch schon so nahe ans Cape Reinga geschafft haben, haben wir den zweiten Versuch unternommen und nachdem der Austauschcamper (immerhin haben wir eine Tankfüllung geschnorrt, der andere war schon ziemlich leer) entscheppert war und ich mich an das Lenkrad, das beim Geradeausfahren permanent nach links gezeigt hat und die Bremsen, die diese Bezeichnung nicht verdient haben, gewöhnt hatte, sind wir los.
Ein kurzes andächtiges Schweigen an der gestrigen Getriebe-Endstation beim Vorbeibrettern, nichts konnte uns aufhalten! Auch nicht der Regensch… nein, besser Regenfron… auch nicht: eher die sintflutartigen Naturgewalten, die gegen unseren Camper gepeitscht sind 🙂
Aber wir haben es geschafft und nach einer 15 minütigen Wanderung kamen wir zwar vollkommen durchnässt aber beim ersten durchbrechenden Sonnenschein am Leuchtturm von Cape Reinga glücklich an. Der nördlichste Punkt ist allerdings das ein paar Kilometer entfernte Northern Cape, das wir uns angesichts des nicht einfachen Zugangs gespart haben.
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Hier am Cape Reinga werden auch alte Maori-Traditionen gepflegt. So gibt es an den Klippen einen einzelnen Baum (der 800 Jahre alte Pohutukawabaum), der sich gegen Salzwasser und Gischt erfolgreich wehrt, der im Maori-Glaube eine wichtige Rolle spielt. So soll die Seele eines Verstorbenen an den Wurzeln entlang ins Meer gleiten, um die Heimreise nach Hawaiki anzutreten.
Nachdem unser Sightseeing-Zeitplan durch den unfreiwilligen Zwischenstopp inzwischen sowieso über den Haufen geworfen war, wollten wir vor Auckland wenigstens noch eine sehr wichtige Besonderheit Neuseelands sehen: die Kauri-Bäume!
Also haben wir die Füße und die Arme – oder vielmehr die Reifen unters Getriebe geschnallt und sind losgedüst…
Kauribäume sind alte Überlieferer der Zeit. So sind diese Urwaldriesen bis zu 2000 Jahre alt und können bis zu 60 Meter hoch werden und einen Stamm von 5 m Durchmesser haben. Bereits die Maori haben ihre Kriegskanus aus Kauristämmen z.T. an einem Stück geschnitzt, da dieses Holz sehr hart und größtenteils ohne Astlöcher ist.
Allerdings wurden diese Giganten bis Anfang des letzten Jahrhunderts durch die Weißen radikal abgeholzt und so sind sie heute nur noch im kleinen Schutzgebiet Waipoua Kauri Forest auf der ursprünglich mit Kauris bewachsenen Nordinsel zu finden. Auch hier findet sich wieder dieser beeindruckende Urwald aus Farnen und moosbewachsenen Bäumen zwischen denen die Kauririesen wachsen. Diese Flachwurzler fallen im ersten Augenblick erstaunlicherweise gar nicht auf, erst extra angelegte Stege führen über das empfindliche Wurzelwerk.
{phocagallery view=category|categoryid=4|imageid=271} | Und plötzlich teilt sich der Wald und ehe man es sich versieht, sind wir beiden Blindfische am Tane Mahuta, der nach dem Waldgott der Maori benannt ist, vorbeigelatscht. Vielleicht lag es schon an der aufziehenden Dämmerung, aber im ersten Augenblick haben wir den Baum vor lauter Wald nicht gesehen und erst beim zweiten Blick nach links sind wir ehrfürchtig umgedreht und vor diesem unglaublich dicken Stamm (13,8 m Umfang) stehen geblieben, während unser Blick langsam die 51 Meter nach oben gewandert ist, um dann an der nicht vorhandenen Baumkrone zu stoppen. | {phocagallery view=category|categoryid=4|imageid=273} |
Tatsächlich sollte man, um die Begeisterung nicht zu schmälern kurz vor dem oberen Baumende stoppen und den Rest so in Erinnerung halten, wie er ist. Denn die paar wenigen oberen dicken Stämme beherbergen hauptsächlich ein paar kleiner blattbesetzte Äste und ansonsten noch ein paar Schmarotzerpflanzen, die sich hier Licht abholen. Das war es dann auch. Wer eine gigantische grüne Baumkrone erwartet, wird enttäuscht werden.
Trotzdem ist es auch bei dem etwas entfernten Te Matua Ngahere („Vater des Waldes“ – mit 30 Metern nicht der höchste aber der dickste Kauri mit 16,4 m Umfang) toll zu wissen, dass man hier vor einem uralten Riesen steht, der vielleicht zu Beginn der Bevölkerung Neuseelands durch die Polynesier gerade sein Wachstum begonnen hat.
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Inzwischen war es allerdings so dunkel, dass wir uns auf den Weg nach Auckland – unserer vorletzten Station – gemacht haben. Nach einem „eigenwilligen“ Tankstopp, bei dem die Pumpe wohl einen Schuss hatte, denn nach ca. 10 Minuten hatten wir „schon“ 30 Liter getankt und einem erfolglosen Versuch an einem Beachsite Holidaypark um halb 10 Uhr abends noch unterzukommen (wir haben geklingelt und geklingelt, es wollte uns aber niemand auf machen), haben wir ein Ausweichquartier bezogen.
Tag 21 (16.05.2010) – Auckland
Den Tag vor unserem Abflug zum letzten Zwischenziel haben wir in Auckland mit Bummeln und Shoppen verbracht. Allerdings sei hier gleich angemerkt, dass sich das klassische Kleidershoppen gerade auch wegen der aktuellen Euroschwäche leider in Neuseeland nicht lohnt. Insofern haben wir heute wirklich einmal relaxt und wenig Sightseeing betrieben.
Abends waren wir dann auch endlich im Beachsite Holiday Park, einem direkt am Wasser gelegenen Camperpark und haben hier den letzten Tag mit unserem Camper bei leckerem Essen und einer schönen Flasche neuseeländischem Sauvignon Blanc ausklingen lassen, während wir dem Rauschen des Wassers gelauscht und mal wieder die hübschen Sterne „beguckt“ haben. BTW: Hier gäb’s auch direkt neben dem Campingplatz ein hübsches Appartement mit dem beeindruckendem Namen „The Rocks“ im 1. Stock mit 3 Schlafzimmern, 2 Bädern und direktem Blick und Zugang zum Strand… für unseren Ruhestand?!? Uns fehlen nur noch *hüstel* schlappe 1,699 Mio. NZ$ 🙂
Und für alle zum Träumen: http://www.bayleysnorthshore.co.nz/201129779
Hier noch eine persönliche Anmerkung: Jedes Ende eines Campingurlaubs bringt das harte Schicksal der Resteverwertung mit sich. Alles was über die Zeit nicht weg gekommen ist, muss in den letzten 2 Tagen dann noch irgendwie weg.
Und so muss ich mich noch 2 Dosen Bier und 3 Flaschen Wein annehmen… Das Leben respektive Campen kann so grausam sein *Prost*!
Viele Grüße
shp-nz