Wir fahren durch Neuseeland-Südinseltraumland! Weite Landschaft, wenige Siedlungen, kaum Verkehr, die Hügel liegen wie viel zu viel überdimensionalem Schokoladenguss über einem Kuchen in der Landschaft und sind mit einem saftig-grünem Schafsfell aus Bäumen und Farnen bedeckt. Und wo die Hügel bereits die Höhe von ersten Bergen erreichen, scheint es so, als ob der Bergrücken bereits geschoren ist und die Wolle nur noch an den Seiten herunterhängt. Eine traumhaft schöne Landschaft (das es Schafe ohne Ende gibt, habe ich schon erwähnt?)
29.04.2010 – Die Murmeln der Riesen
Unsere Route führt uns nach Dunedin – der schottischsten Stadt hier in Neuseeland. Davor haben wir allerdings noch einen Zwischenstopp am Strand von Moeraki gemacht. Hier liegt das unvollendete Murmelspiel von irgendwelchen Riesen aus längst vergangener Zeit… also um genau zu sein liegt hier eine Ansammlung von, im Laufe der Jahre rundgespülter Steine am Strand. Das ganze hat den Anschein, als ob hier ein Riese seine Murmeln…
😀 wenn ich das so lese, fällt es mir auch auf…
will sagen: also ob Riesen hier ihr Murmelspiel vergessen haben… eine tolle Atmosphäre!
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Eine nette Episode am Rande: als eine deutsche (!) Reisebusgruppe wieder in den Bus steigen wollte, hat die neuseeländische (!) Busfahrerin jedem einzelnem die Schuhe abgebürstet, keiner kam ohne Behandlung in den Bus… das fanden selbst die Busreisenden fotografierenswert 🙂
Nun, Dunedin (ausgesprochen „Dundin“) ist jedenfalls die schottische Vergangenheit nicht abzusprechen. Es gibt hier neben diversen schottischen Läden auch die Pauls Cathedral… also zumindest in Kleinformat 🙂 Wir sind nach einem kurzen Stadtrundgang (ca. 15 Minuten) noch ins Otago Museum gegangen. Hier hatten wir die erste Begegnung mit Maori-Kultur… allerdings in einer etwas chaotischen Anordnung – aber immerhin.
Aotearoa – lange weiße Wolke, so nannten die Polynesier vor ca. 2000 Jahren die Insel, die vor ihnen auftauchte. Lange lebten die ersten Siedler auf der Nordinsel, erst sehr spät wurde auch die Südinsel richtig besiedelt – davor eher nur zum Jagen genutzt. Das merkt man auch heute noch durch die Besiedlungsdichte.
Dabei sind auch die Maori – wie übrigens (wie immer) auch die europäischen Ankömmlinge später – nicht zimperlich vorgegangen und haben bspw. unter anderem den Moa (einen Schreitvogel ohne Flügel, der bis zu 2,5 Meter groß werden konnte) vor ca. 700 Jahren ausgerottet.
Dies nur mal als kurzen Abriss, denn natürlich ist die Geschichte – wenn auch relativ jung – deutlich umfangreicher und interessanter.
Maori ist übrigens eine sehr schöne und melodische Sprache! So enden alle Worte bspw. auf einen Vokal. Maori ist natürlich mit den anderen polynesischen Sprachen (wie z.B. dem Hawaiianischen oder Tahitischen) eng verwand.
Damit an alle: Kia Ora – was so viel heißt wie „Hallo“ oder auch „Viel Glück/Alles Gute“.
30.04.2010 – Bernhard & Bianca lassen grüßen
Von Dunedin aus ging es auf die Otago Peninsula, einer Halbinsel vor Dunedin. Hier hatten wir die Auswahl zwischen Gelbaugenpinguinen, Seelöwen oder Albatrossen. Alle drei Tierarten leben und brüten hier (überraschenderweise, denn gerade Albatrosse brüten so gut wie nie in Menschennähe).
Es gibt dabei die Möglichkeit an freien Strandabschnitten nach Tieren Ausschau zu halten oder einfach das jeweilige Schutzprojektstätte zu besuchen und aus der Nähe aus Verstecken zu beobachten (natürlich nur gegen Gebühr: 40 NZ$).
Zuerst sind wir an den Sandfly-Beach, einen frei zugänglichen Strand. Nach einem 20-minütigen Abstieg durch die Dünen haben wir uns einem Seelöwen gegenüber gesehen, der offensichtlich von den Seelöwengruppe in der Entfernung zur heutigen „Touri-Watch-and-Vertreibung“ abgestellt worden ist. Und seinen Job hat er gar nicht schlecht gemacht: auf Touris losgehen… stoppen… beobachten… in Sand schmeißen… aufstehen… beobachten… auf Touris losgehen… and so on 🙂 Leider macht der Sandfly-Beach seinem Namen alle Ehre: es gibt hier Sandfliegen und deren Bisse (natürlich nur vom Weibchen 😉 ) juckt zum Wändehochgehen und die Bisse halten sehr lange… 🙁 |
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Den Seelöwen zu beobachten war allerdings schon schön, aber viel mehr Tiere haben wir leider nicht gesehen, daher haben wir uns am nächsten Morgen für die Albatrosse (um genau zu sein: Königsalbatrosse) entschieden (3mal 40 NZ$ / Person ist dann doch ein wenig viel). Seit „Bernhard & Bianca“ bin ich ein absoluter Fan und wollte diese Riesenvögel endlich mal aus der Nähe sehen (vor allem beim Start und Landung). Leider waren die Elterntiere ausgeflogen und „nur“ 3 Jungtiere zu beobachten. Aber auch das war schon sehr spannend und interessant. So werden die Jungen 9-10 Monate aufgezogen. In der Zeit verlassen sie das Nest nicht. Daher ist eine Schutz vor Räubern essentiell (dazu gleich mehr).
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Ist er ausgewachsen fliegt er los und kommt für die nächsten 3-6 Jahre nicht mehr wieder. Diese Zeit verbringt der junge Albatros ausschließlich auf dem Meer und geht nicht einmal an Land. Albatrosse erreichen eine Spannweite von bis zu 3,5 Metern. Und mit dieser enormen Flügellänge schaffen sie es beispielsweise in ca. 10 Tagen die 10.000 km nach Südamerika zurück zu legen… gigantisch, oder? |
Leider wurde die Rundführung von der nicht erwähnenswerten versenkbaren Kanone abgeschlossen, die vielleicht Australier spannend finden, aber als „Schlachtfelder-verwöhnter“ Europäer nur ein Gähnen hervorruft.
Damit die Albatrosse hier aber so erfolgreich brüten können bedarf es einer erfolgreichen Abwehr von Fressfeinden. Davon gibt es hier nämlich genug und leider nicht einheimische, sondern von Europäern und Australiern eingeführte, wie bspw. Katzen, Marder, Ratten, Mäuse und Possums (ohne „O“). Gerade von letzteren gibt es in Neuseeland geschätzte 10 Mio. Die Tiere sind inzwischen so eine Plage geworden, dass viele einheimische Tierarten wie bspw. der Kiwi vor dem Aussterben stehen, da sie sich gegen diese aggressiven Räuber nicht wehren können und die Räuber kaum natürliche Feinde in Neuseeland haben.
Daher werden die Nager inzwischen mit allen möglichen Mitteln gejagt, hauptsächlich mit Gift: 1080, ein Gift, das angeblich nur die Schädlinge bekämpft – von vielen Neuseeländern abgelehnt wird, da die Langzeitnebenwirkungen unbekannt sind. Ich habe mich mit einer Neuseeländerin dazu unterhalten und sie gab zu, dass sie auch keine Alternative wüsste, denn Fangen ist eine Option, die viel zu aufwendig und damit nicht durchführbar ist.
Auf Grund des „leichten“ Possum-Überschusses wird gerade warme Kleidung mit Possumfell verkauft. Und da Pelzprodukte für sehr viele Touristen erst mal anstößig ist, wird überall auf den Hintergrund hingewiesen (also keine falsche Scheu, hier kann nach herzenslust Pelz gekauft werden). Wir haben dabei so skurrile Dinge wie Strings und „Nippelwärmer“ aus Possum gesehen 🙂
Wer sich beim Autofahren in Neuseeland wundert, was die braun-schwarz-grauen Matschklumpen auf der Straße für abstrakte Kunst sein könnten, merkt schnell beim Näherkommen, dass es plattgefahrene Possums sind. Die blöden Viecher kommen im Dunkeln aus ihren Erdlöchern und haben nichts besseres zu tun, als direkt auf die Straße zu latschen. Wir mussten schon einige male durch wilde Fahrmanöver ausweichen, um nicht auch ein Andenken auf der Straße zu hinterlassen.
Ich glaube ja, dass die Neuseeländer drauf halten… Nicht umsonst heißt es hier: „Possums – New Zealands Speed Bumps“ 😀
Tatsächlich haben wir einen Speedbumper mal nicht gesehen (keine Angst, kein Possum). Nach dem erfolglosen Aufschrei „Achtung – Bumper“, haben wir uns scheppernd wieder gefangen und sind mit „neu sortiertem“ Camperinhalt weitergefahren 😉
Nachdem wir die Albatrosse verlassen haben, sind wir die South Scenic-Route zum Nugget Point bei Owaka gefahren. Hier liegen Felsbrocken in der Brandung vor der Küste, die wie Nuggets aussehen (daher auch der Name). Ein hübscher kleiner Leuchtturm markiert das Cliff, um den eine ziemlich steife Brise bläst.
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Auch hier kann man toll Seelöwen und tatsächlich nun auch Gelbaugenpinguine beobachten. Letztere sind sehr scheu und nehmen Reißaus, sobald Menschen näher als 200 Meter kommen. Daher sieht man diese Tiere eher selten und wir waren sehr froh diese bei ihrem Watschelgang aus dem Wasser aus einem Unterstand beobachten zu können.
Da wir unbedingt an diesem Abend noch nach Fiordland (kein Schreibfehler, die werden mit einem „i“ und nicht einem „j“ geschrieben) kommen wollten, haben wir einen ziemlichen Höllentrip bis spät in die Dunkelheit nach Manapouri hingelegt – mit besagtem Possum-Slalomfahren.
Leider haben wir damit wohl eine schöne Route verpasst, aber hier haben wir schon festgestellt, dass wir bei weitem nicht genug Zeit für Neuseeland haben… 🙁
Und hier noch eine Weisheit aus unserem Camperleben:
Wenn man im Campervan kocht, sollte man entweder alle Luken aufreißen, oder alle Kleider (zumindest die Handtücher) luftdicht verpacken… sonst trocknet man sich am nächsten Morgen mit dem leicht abgestandenen Geruch von Lammfleisch mit Kartoffeln und Soße oder wie heute bei Mikrowellenpopkorn ab! >:-(
Viele Grüße
shp-nz