Unsere Zeit auf der Südinsel ist (leider schon viel zu schnell) vorbei. Wir fahren gerade von Picton mit der Fähre auf ruhiger See nach Wellington, was die Gefahr einer Seekrankheit glücklicherweise verringert. Beim Check-In wurden wir noch befragt, ob wir Kontakt mit Gewässern hatten. Hintergrund ist die Seuche der Alge „Didymo“, die allerdings bisher nur auf der Südinsel besteht.
Und leider hat unser Camper auf dem Weg zum Hafen begonnen ein sehr unangenehmes (drehzahlabhängiges) Jaulgeräusch von sich zu geben… wir rechnen mit dem Schlimmsten!
04./05.05.2010 – Irgendwo hinter Christchurch
Wir sind von Queenstown nach Wanaka und von dort weiter über die landschaftlich sehr schöne Route und den Haast-Pass (der Klima- und Wasserscheide der Südalpen) nach Haast gefahren, natürlich nicht ohne einige kurze Tracks am Weg entlang zu schönen Aussichtspunkten und Wasserfällen zu machen. Allerdings waren diese nach Milford- und Doubtful -Sound eher unbeeindruckend.
Unsere Fahrt hat uns nach Fox Glacier geführt, wo wir (nach einer Nacht auf einem super neuen Campingplatz) am nächsten Tag den gleichnamigen Gletscher besuchen wollten. Leider hat uns die „neuseeländische Bergwacht“ einen Strich durch die Rechnung gemacht und den Zugang zum Gletscher gesperrt. Unser Frust war groß, zumal just in dem Moment eine Familie (Opa & Oma, Tochter und Schwiegersohn (das haben wir von der kräftigen Statur der Großeltern auf die Tochter geschlossen) sowie Enkelbaby). Da war uns auch klar, warum der Zugang bei der kleinsten Gefahr von Wasser, Eis oder Geröll geschlossen wird: diese Rednecks kamen in leichter Kleidung und Badelatschen, das Baby in einem einfachen Strampler. Wir sahen im direkten Vergleich mit Alpinausrüstung entweder over- oder sie underdressed aus – es war ca. 5 Grad „warm“, immerhin waren wir an einem Gletscher!
Frustriert sind wir in Richtung Franz-Josef-Glacier weitergefahren, der von einem Österreicher zu Ehren Kaiser Franz-Josefs benannt wurde. Dieser war nun dafür zugänglich und wir konnten sehr nah durch das vom Gletscher in Jahrhunderten zuvor geformte Tal und Flussbett heran wandern. Der Gletscher ist schon sehr beeindruckend und da wir noch vormittags dort waren, haben wir ihn auch in wolkenlosem Sonnenlicht bewundern können – ab Mittags zieht es dort nämlich zu.
Der Gletscher sieht aus wie ein im Eis erstarrter Wasserfall und schimmert wunderschön bläulich, bevor sein Zungenende in der grauen Muräne endet, die der Gletscher vor sich herschiebt. Das haben wir so beeindruckend bisher noch nicht gesehen. Wirklich toll und es lässt ahnen, welche Kraft in dem Eis steckt, das täglich einen Meter wächst. Man kann den Gletscher auch in einer geführten Tour erwandern, das haben wir aber nicht gemacht. Ebenfalls ist es möglich Rundflüge mit Hubschrauber und Flugzeug zu buchen (wie übrigens bei sehr vielen Attraktionen in Neu Seeland). Die Kosten belaufen sich zwischen 120 und 340 NZ$, je nach dem, ob der Flug 10, 20, 30 oder 40 Minuten dauern und dabei Fox oder Franz-Josef, beide oder zusätzlich noch Mount Cook (der auf der anderen Seite liegt) besucht werden sollen.
Auf Schaubildern bekommt man dann noch eine kurze Exkursion ins Gletscherfachsimpeln (für die Kneipe abends) – die erspare ich Euch aber 🙂 Es wird allerdings auch gezeigt, wo der Gletscher in den vergangenen Jahrhunderten und Jahrtausenden war. Es gibt übrigens weltweit keine Gletscher, die so nahe an der Küste sind wie Fox und Franz-Josef. Durch die daher häufigen Niederschläge wachsen sie übrigens auch so schnell.
Da unsere Route von dort aus über den Arthurspass zurück in Richtung Christchurch geführt hat und wir den Pass nicht in Dunkelheit durchfahren wollten, mussten wir leider auf die Pancake-Rocks verzichten (einer Felsformation an der Küste, in der die Gischt beeindruckend in die Höhe schießt).
Die Übernachtung in der Nähe von Christchurch hat nur zwei bemerkenswerte Punkte: Nugget und Arscheskälte! Nugget ist ein wunderschöner schwarzer Kater mit sehr dickem Fell (oder er hat sich nur einen fetten Ranzen angefressen – so genau haben wir das nicht herausgefunden) und es war Arschkalt! Wir hatten Raureif und da die Duschen nicht beheizt sind… na ihr wisst schon 🙂
Und hier noch die Camper-Story: Auf Campingplätzen kann auch gewaschen werden; in überdimensionalen Riesenwaschmaschinen; und getrocknet: in überdimensionalen Riesentrocknern. Unser Schwabenherz schlägt natürlich höher und so nehmen wir zwei Waschmaschinen (für Dunkel und für Hell – ich hätte ja einfach eine genommen) und alles in einen Trockner… Hier ein Tip: wenn da drauf steht „cold dry“, dann meinen die auch cold dry. Das Zeug ist hinterher kalt und leider nicht trocken (außer vielleicht man packt nur 10 Kilo und presst nicht 20 Kilo rein). „Hot dry“ meint: lauwarm und halbtrocken… und so hat sich unser Camper in eine überdimensionale Wäschespinne verwandelt mit der wir noch den ganzen nächsten Tag rumgefahren sind…
Eine Frage der (wunderschönen sternenklaren) Nacht – hier kann man mit bloßem Auge die Milchstraße sehen! – ist offen geblieben: wo zum Henker ist das Kreuz des Südens?
06.05.2010 – Kaikoura
Unser vorletzter Tag auf der Südinsel hat uns durch Weinfelder nach Norden geführt. Weinberge gibt es hier kaum. Aber der Neuseeländische Wein ist wirklich super! Allerdings kann man nicht wirklich jeden Wein blind kaufen und trinken! Denn auch hier gibt es in Glas verpackte Plörre und meine Kopfschmerzen nach einem Glas Wein eines Merlot Jahrgang 2007 hat mir gezeigt, dass hier Wein für 11 NZ$ nichts taugt – was immerhin stolze 6 € sind! Wein ist in Neuseeland nicht billig. Es scheint hier eine extra Steuer darauf zu geben, denn eine gute Flasche (im Supermarkt!) kostet ca. 15-25 NZ$, das sind ungefähr 9 bis 15 €. Das ist ein stolzer Preis, denn dafür kann ich mich bei Jacques mit ausgezeichneten Weinen eindecken.
Unser Etappenziel war Kaikoura. Hier haben sich neben Delphinen und Seevögel auch Pottwale eingefunden. Diese wollten wir beobachten und haben dazu im Vorfeld eine Bootstour beim (einzigen) Whale-Watcher-Unternehmen gebucht. Nicht besonders billig, aber alles in allem sein Geld wert. Nur ein wenig Touch von Real-Tours (siehe Doubtful-Sound) hatte das ganze durchorganisierte schon.
Das Unternehmen wirbt damit, dass es 80% des Geldes zurück gibt, wenn keine Wale beobachtet werden können. Das passiert aber nur in 0,05% der Fälle, denn Beobachtungsflugzeuge und Unterwassermikrofone melden jeden Wal.
Bevor wir aufs Schiff sind, saßen wir noch bei einer „bowl Latte“ (tatsächlich Milchkaffee in einer Suppenschale) an der herrlich ruhigen See und haben dem Rauschen der Brandung gelauscht, während im Hintergrund Fiedelmusik lief. Uns geht es einfach gut!!!
Die Tour war wirklich schön, denn wir haben Pottwale beobachtet und wenn wir nicht gerade von einem auftauchenden zum anderen auftauchenden Wal mit dem Katamaran gerast sind, konnten wir beeindruckende Albatrosse (verdammt, die 40$ in Dunedin hätte ich mir auch sparen können), diverse andere Seevögel und auch Delfine beobachten. Letztere waren fast noch die putzigste Attraktion, denn während alle bei Walen natürlich auf die beeindruckende Schwanzflosse beim Abtauchen gewartet haben, haben die Delfine mit allerlei Formationssprüngen die Zeit sehr kurzweilig gemacht.
Nachdem wir wieder an Land waren, wollten wir noch was essen, denn der Crayfish (Languste) soll toll sein. Aber hier kann ich die Empfehlungen des Lonely Planet nicht „empfehlen“. Alles was der vorschlägt, sind eher Fischbuden. Den Abschuss liefert die BBQ-am-Strand-Empfehlung. Das mag im Sommer toll sein, mit vielen jungen Leuten rustikal im Sand sitzen und Languste vom Grill essen. Im Winter hat das eher noch den Charme eine Pommesbude im Industriegebiet Bochum…
Daher sind wir zügig nach Havelock weiter gefahren, um dort am nächsten Morgen über den Queen Charlotte Drive nach Picton zur Fähre zu fahren. Übrigens gibt es in Havelock einen netten familiengeführten Campingplatz (Motorhome) – mit diversen Tieren unter anderem einer australischen Sittichart, die wunderschön bunt ist und einen Höllenradau macht – und auf die Empfehlung der Chefin hin, sind wir ins gegenüberliegende Hotel/Restaurant gegangen und haben super „Green Shell“ Muscheln (eine Art überdimensionale Miesmuschel) und Fisch des Tages (Blue-irgendwas) gegessen. Beides sehr, sehr lecker!
An dieser Stelle mal eine Frage: Wie konnte die Welt vor CROCS existieren? Bzw. wie konnte man auf Campingplatzen ohne Crocs leben? Ich bin echt begeistert (wie die Platzwirtin im Übrigen auch, die mit ihren knallgelben Crocs meinen Neonorangen starke Konkurrenz macht) und an dieser Stelle mal einen Dank an Gabi und Nadine, dass Sie Crocs in unser Leben gebracht haben… 🙂
Nun, endlich war es auch mal richtig warm, um nicht zu sagen heiß! Seit Beginn unserer Reise – bzw. seit wir herausgefunden haben wie die Heizung zu bedienen ist – haben wir zum ersten mal eine Nacht ohne Heizung verbracht und sind nicht bibbernd und schlotternd zum Duschen gegangen. Hier hat sich die Südinsel von uns mit einem warmen Gruß verabschiedet.
Viele Grüße
shp-nz
PS: Asiatische Touri-Autofahrer in Neuseeland lehren einen Demut, wenn sie bergauf bremsen und ansonsten gerade so schnell vor dir herzuckeln, dass Du mit einem Camper nicht überholen kannst *kotz*