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Mein Weg ist das Ziel

Tag 2 und 3 – Herr der Ringe (27. und 28.04.)

Campen ist Scheisse!

Also zumindest Campen im Winter ist eine Scheissidee!

Es ist Arschkalt – um nicht zu sagen „Ass cold“!!! Verdammte Hacke, wer kam nur auf die Idee??? Hier ist schließlich Ende Herbst, Anfang Winter. Überall wird bereits Skifahren angeboten und wir „fliehen“ aus dem europäischen Frühling, um Campingurlaub in Neuseeland zu machen!!!

Anstelle morgens aus dem warmen Bett durch das warme Zimmer in die warme Dusche zu gehen und dann im Warmen anziehen, stehen wir im Klammen auf, laufen dick eingepackt zu den (unbeheizten) Duschräumen, duschen lauwarm und laufen dann schnatternd zurück zum Camper… Bescheuerte Idee!

Ein Glück hat unser Camper eine Heizung. Allerdings funktioniert diese nur mit Stromanschluss, d.h. wir übernachten immer auf einem Campingplatz, sonst frieren wir hier noch ein.

Und hier noch eine Story von den deutschen Camper-Profis:

Warm Wasser hat unser Camper auch. Das haben wir auch schon einen Tag später rausgefunden, nachdem wir uns am ersten Abend gewundert haben, warum nur kaltes Wasser aus dem Hahn kommt: die Gasflasche war zugedreht… wir sind halt echte Camper!

Ein Glück haben wir warme Sachen eingepackt, allerdings hatte ich meinen Fleece nur deshalb dabei, damit Yvi sich abends in die für sie überdimensionale XL-Ausführung rein kuscheln kann… hat sich ausgekuschelt: den trag ich jetzt selbst bei den Temperaturen hier! Das hat hier garantiert -10°… zumindest gefühlt!

Unser    Camper

Unser Camper

So war unser erster Ausflug bewaffnet mit Fleece, Jacke, Mütze und Schal zum Frühstücken und Sightseeing nach Christchurch in die Innenstadt auch dementsprechend bibernd. Nachdem wir für unser XXL-Fahrzeug einen Parkplatz gefunden haben und dem anschließenden Frühstück in einem netten Cafe haben wir uns auf die von unserem Lonely-Planet-Reiseführer vorgeschlagene Besichtigungstour gemacht. Wir kennen nun schon ein paar Lonely Planets und damit auch die vorgeschlagenen Besichtigungstouren. Meist ziehen diese sich gute 1-2 Stunden hin. Daher waren wir sehr überrascht, als wir schon nach einer halben Stunde fast am Ende angelangt waren… das englisch angehauchte Christchurch ist halt doch hübsch klein – wie übrigens die meisten Orte in Neuseeland, wie wir inzwischen gelernt haben.

Dann ging es endlich auf die große Reise durch die Südinsel (geplant 10 Tage). Die erste Station ist Lake Tekapo als Zwischenstation auf dem Weg nach Mt. Cook – benannt nach dem Neuseelandentdecker Captain Cook, von dem und Königin Victoria hier öfter Statuen zu finden sind.

So haben wir uns auf die Neuseeländische „Autobahn“ gemacht – sprich eine recht gut ausgebaute deutsche Landstraße. Die meisten Fahrzeuge sind asiatischer Bauart, danach kommen amerikanische Modelle und erst zum Schluss deutsche Marken. Französische und Italienische haben wir so gut wie nie gesehen.

Erlaubt ist Innerorts 50 km/h und Außerorts 100 km/h. Unser Ford-Van macht es uns leicht die Beschränkung einzuhalten, denn das 5-Gang Automatikgetriebe mit dem unterdimensionierten Dieselmotor lässt einem die Tränen in die Augen schießen! Hier hat echte Ingenieursleistung zugeschlagen: der Wasserfüllstutzen ist auf der anderen Seite vom Abwasserablassstutzen… *krck krck krck* – welcher Honk kam denn auf diese geniale Idee? Da der Schlauch (natürlich!) zu kurz ist, können wir jetzt immer einmal wenden, um erst das Wasser aufzufüllen und dann das Abwasser abzulassen. Ein deutscher Konstrukteur hätte lieber in Kauf genommen, dass die Passagiere im Stehen schlafen müssen, als die beiden Hähne nicht neben einander zu bekommen… 😉

Die Häuser und Geschäfte sind meist in der aus Amerika bekannten einstöckigen – naja, sagen wir mal –  eher einfachen Bauweise (in der Regel aus Holz) gebaut. Wir übertreiben es daheim sicherlich mit unseren Vorschriften, aber so ein wenig nachhaltiger zu bauen hat schon seine Vorteile und lässt nicht alles so „rammschig“ wirken.

Die dünnen Wände bewirken darüber hinaus, dass eher die Umwelt (meist mit Holz und Kohle) beheizt wird. Daher und auf Grund der hohen Rußbelastung gibt es inzwischen zunehmend die Bestrebung seitens der Regierung Vorschriften für Heizung und Isolation zu erlassen. So zumindest was wir erfahren haben.

Auf der Fahrt kommen wir uns lustiger weise sehr schnell wie bei einer Schnitzeljagt vor: die Wegweiser sind die braunen Hinweisschilder zu den Besichtigungsorten, die damit die zu erjagenden Schätze darstellen. Die Jäger sind Camper in allen Facetten. Sehr häufig sehen wir neben den schon erwähnten Vermietern Maui, Britz und Backpacker auch Jucy und Escape. Letztere sind echt cool: die Autos sind farbenfroh mit unterschiedlichsten Motiven bemalt. Einfach klasse und ein echter Hingucker!

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Unser Camper

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Unser Camper

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Unser Camper

Möge Éowyn mit Euch sein… Ja, wir sind im Land der Hobbits und Herr der Ringe lässt zumindest Landschaftlich überall grüßen! Tja und während wir auf unser Nachtziel zusteuern, nehmen wir die neue und ungewohnte Landschaft in uns auf. Woran erinnert diese? Vielleicht ein bisschen an das Allgäu und Irland (wo ich bis heute immer noch nicht war, aber so stelle ich es mir vor) und… – Neuseeland… Ja, das trifft es wohl am Besten, denn es trifft auf nichts so richtig zu, sondern hat *pfeif* einen ganz eigenen Stil! Vielleicht eine sehr komprimierte Form von Kanada *röchel*, eben noch Felder *pfeifröchel*… meine Gedanken werden unterbrochen, denn was da so vor sich hin schlurcht und pfeift ist die Fahrertür! Die ist nicht so richtig dicht und wird dementsprechend bei entsprechendem Wind aufgedrückt und beginnt dann unendlich grausam zu röcheln… wo war ich stehen geblieben?

Ach ja, Kanada, also nochmal:

Vielleicht eine sehr komprimierte Form von Kanada , eben noch Felder und hügelige Wiesen, jetzt schon die ersten grünen Hügel und kleineren Berge hinter denen sich bereits die schneebedeckten Spitzen des Gebirges erheben… Und das alles in wenigen Stunde zu er- und durchfahren (*röchel*)!

Als wir am Lake Tekapo angekommen sind, ist es schon dunkel und wir haben uns wieder schnell ins Bett verkrochen. Erst am nächsten Morgen haben wir den schönen türkisfarbenen See bewundert, der durch die nahen Gletscher genährt wird. Die trübe türkisene Färbung erklärt sich durch die sogenannte Gletschermilch: Das ist das geschmolzene Gletschereis mit dem fein zermahlenem Gestein.

Dann ging es weiter nach Mt. Cook. Auf dem Weg dorthin lohnt es sich auf der SH8 in Richtung einer Lachsfarm auf eine private Straße abzubiegen (das ist angeschrieben). Die Straße führt an einem künstlichen Kanal entlang, in dem das türkisfarbene Wasser noch intensiver leuchtet! Der Nachteil an der Strecke:

Man kommt vor lauter begeistertem Schauen und Fotografieren fast nicht an! Die Straße führt an dem leuchtend türkisenem Kanal entlang, schneidet sich durch grüne Hügellandschaft und im Hintergrund erheben sich majestätisch die schiefergrauen mit weißem Pulverschnee bedeckten Berge… das ist sooo herrlich schön!

Aber irgendwann zwingen wir uns endlich weiter zu fahren und kommen auch bei der Lachsfarm an, wo wir uns mit frischem (kalt und heiß geräuchertem) Lachs eindecken. Und wenn man vorher die ganzen Werbeheftchen durch schaut, die man überall bekommt, spart man auch 10%… Das haben wir hinterher festgestellt 🙁

Der Mount Cook ist mit 3.755 m der mächtigste der Neuseeländischen Dreitausender und zugleich Australasiens. Die Fahrt zum ca. 55 km in den Berg von der SH8 aus hinein.

Die meisten Busreisen fahren dazu bis zum Hermitage Hotel, schmeißen die Touris raus, damit diese ein Bild machen können, und brausen die 55 km wieder zurück… Meist eher bescheuert, denn der Mt. Cook ist zum Großteil des Jahres in einer Wolkendecke verborgen. Da sind 110 km (hin und zurück) doch ganz schön viel Aufwand!

So auch leider an diesem Tag. Wir haben dann den 30-minütigen Wanderweg (Track) zum Mount Cook Viewpoint gemacht. Das hört sich nach nicht viel an, aber bei pfeifendem Gegenwind und Regen sind 30 Minuten echt lang und leider hat der erst angefangen, als wir schon unterwegs waren! Viel war wie zu erwarten nicht zu sehen und so haben wir nur kurz pausiert und sind wieder zurück gegangen.

Interessant ist aber, dass zwischen den Berghängen kein richtiges Tal ist, sondern eine flache Ebene. Das sieht so aus, als ob das Tal bis zu einer bestimmten Marke aufgefüllt wurde. Und tatsächlich genauso ist es. Das ist das Werk Jahrtausendwährender Gletscheraktivitäten. Die haben nämlich im Laufe der Zeit das Geröll vom Berg durch Vor- und Rückwärtsbewegungen gleichmäßig ins Tal verteilt. Und das ist das Ergebnis. Sieht wirklich ungewöhnlich aus, wenn man die Alpen oder das Allgäu kennt.

Von da an ging es weiter über Twizel (einem Ort, bei dem man depressiv werden kann – Spielplatz im Zentrum, quadratisch darum die wenigen Läden angeordnet und Oldies quäken aus dem Lautsprecher an der öffentlichen Toilette) und Omarama nach Oamaru an der Ostküste, wo wir uns schnurstracks an einen Stromanschluss für die Heizung *freu* gehängt haben…

Gute Nacht

shp-nz

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