shp-reports

Mein Weg ist das Ziel

Via de la Plata – Etappe 2

07.06.2010 – Schienenbeininnenkantensyndrom – Cañaveral und Plasencia

Tja, was soll ich sagen? Nach der fruehmorgentlichen Diagnose des „Schienenbeininnenkantensyndroms“ (allein das Wort macht mich fertig), bin ich in langsamen Zwischenetappen die 11 Kilometer bis zum naechsten Ort Cañaveral gehumpelt, denn am Tajo-Stausee faehrt kein Bus.

Hier habe ich mit Haenden und (kaputten) Fuessen versucht eine sinnvolle Busverbindung zu finden. Diese war dann etwas abseits in Plasencia, dem naechstgroesseren Ort. Liegt zwar nicht direkt auf der Via de la Plata, aber angeblich auf dem Mozarabischen Camino. Na, ohne meinen Ausfall durch Ueberlastung (also zuviel in zu kurzer Zeit und zu schnell Latschen) waere ich hier nie hingekommen. Hat doch irgendwo alles sein Gutes, denn Plasencia ist wieder eine wunderbar schoene Stadt mit viel arabischen und roemischen Einfluss.

Das ist aber auch der einzige Trost. Denn trotz harter Bekaempfung durch Medikamente wie Ibuprofen und Voltaren (uebrigens sagenhaft billig hier – 1,80€ fuer die Schmerztabletten und 3,20€ fuer die Salbe – vielleicht ist das ja das Problem unseres Gesundheitswesens, dass bei uns die gleichen Medikamente das 4- bis 10-fache kosten) ist eine Besserung nicht so recht in Sicht. Das hat mich sehr frustriert (ja ich weiss, auch wenn ich selbst schuld daran bin…)! Daher lassen sich die naechsten Tage wie folgt beschreiben:

08.06.2010 – 12.06.2010 – Vom Wanderpilger zum Buspilger – Plasencia, Baños de Montemayor, Puerto de Bejar, Salamanca und Zamora

Vom Pilger zum Hapegrino empfinde ich ja noch als Aufstieg, aber vom Hapegrino zum Buspilger ist ein Trend, den ich nicht unbedingt fortsetzen moechte! Leider war in den naechsten Tagen mit Wandern nichts zu machen. Selbst ein kurzes Stueck zwischen Baños und Puerto zum Bus war kein Spass.

Und hier ist dieser Arsch von einem Busfahrer im stroemenden Regen bei Wind und Sauwetter ohne Unterstand weit und breit an mir ohne anzuhalten vorbeigefahren. Durchnaesst bis auf die Knochen (denn leider liegt mein Regenzeug ja durch den genialen „Posteinfall“ in Cáceres postlagernd abholbereit in Salamanca und wartet dort auf mich) und frierend habe ich ihm jede Verwuenschung hinterhergebruellt, die mir eingefallen ist.

Da der naechste Bus (vielleicht) so in 4 Stunden faehrt, habe ich mich frustriert in einer Bar an der oertlichen Tankstelle aufgewaermt. Ohne viel Hoffnung habe ich dann zwei juengere Spanier mit ihrem 1er BMW angequatscht, ob sie nicht nach Salamanca fahren wuerden. Hier war mir mein Glueck endlich wieder Hold, denn entweder habe ich sie voellig ueberfahren oder mir ist die Aussichtslosigkeit meiner Lage anzusehen, denn sie haben mich mitgenommen. Und so bin ich dann doch luxurioes die knapp 80 km nach Salamanca gekommen.

Der eine der beiden hat auch etwas Englisch gesprochen und so haben wir ein nettes Gespraech radebrechend in „Spanglisch“ gefuehrt. Die beiden waren auf dem Weg zu einem Amt in Salamanca, da sie Polizisten werden wollen (das zumindest meine ich verstanden zu haben). Nicht nur, dass sie mich nach Salamanca gefahren haben, sie haben mich auch noch direkt am Plaza de Mayor rausgelassen (also sehr zentral) und wollten sich als Gegenleistung von mir nicht einmal zu einem Bier, Wein oder Kaffee einladen lassen.

In Salamanca habe ich mir zum Trost ein huebsches Hotel gesucht und hatte so einen Bein-schonenden und angenehmen Aufenthalt. Diese Stadt ist wirklich ein Traum! Allein fuer die Sehenswuerdigkeiten wie die Universitaet (mit einem beruehmten Frosch auf einem Totenkopf in den Steinarbeiten des Eingangportals) und die Kathedrale, in die die Spassvoegel bei der Restaurierung eines Tores in die kunstvollen Steinverzierungen einen Astronauten eingearbeitet haben (siehe Bilder), koennte ich einen ganzen Bericht schreiben. Also wer die Chance hat einmal nach Spanien zu fahren, dem kann ich nur dringend den Besuch von Salamanca empfehlen!

Nun und gestern bin ich weiter nach Zamora, von wo aus ich morgen in Richtung Mombuey fahren werde, um am Montag einen letzten Versuch zu starten, doch noch auf der Via de la Plata weiter zu wandern, denn mein Bein macht positive Fortschritte.
Sollte es dann doch nicht gehen, werde ich eben vom Buspilger zum Kulturreisenden und meinen Camino ein anderes mal fortsetzen.

Viele Gruesse
shp-vdlp

PS: Ich bin mit den Spaniern im WM-Fieber und schaue mir in den Bars natuerlich die Fussballspiele an. Das Auftaktspiel Suedafrika-Mexiko fand ich schon sehr begeisternd und ich war ueberrascht, was fuer einen schoenen Fussball die Suedafrikaner spielen – auch wenn sie leider nur Unentschieden gespielt und sicherlich noch ein paar technische Maengel in der Abstimmung und Abwehr haben. Aber wer haette das gedacht? Das laesst doch auf eine spannende WM hoffen Cool

Weiter Beitrag

Zurück Beitrag

© 2025 shp-reports

Thema von Anders Norén