Es ist wie in einem Traum: weiße Wolken wohin das Auge blickt – vor einem saftig grünem Himmel… saftig grün? Nun, wir sind zwar Upside-Down hier in Neuseeland (und übrigens noch nicht herunter geflogen), aber natürlich sind die weißen Wolken eher gräuliche Schafe und der grüne Himmel Weiden so weit das Auge reicht. Es gibt hier wirklich Schafe ohne Ende. Das Motto bei den Neuseeländern scheint zu lauten: ich habe eine Wiese, komm stellen wir Schafe drauf. Und wenn noch Platz ist ein paar Kühe dazu!
So idyllisch hat allerdings nicht alles angefangen. Der Luxus hat direkt mit dem Betreten unseres 10 Jahre alten Ford Transit-Campers beendet, in dem es gerochen hat, als ob seit Beginn seiner inzwischen stolzen 180 Tausend Kilometer nicht mehr gelüftet worden ist. Unsere Ernüchterung war groß und als wir mitbekommen haben, dass die verschiedenen Mietfirmen aus den Reisekatalogen – Maui (Premium), Britz (Normal – hier haben wir gebucht) und Backpacker (Discounter) – alle zusammen gehören, haben wir kurz mit dem Gedanken gespielt, auf einen Maui-Camper (Mercedes) „upzugraden“.
880,- € später und einer Probebegehung des Nobelmodells (inkl. Fernseher!) hat uns davon überzeugt, dass das viel Geld für eine Karren ist, die genauso verranzt mieft wie der Ford und so sind wir also etwas ernüchtert vom Hof gezuckelt (aber immerhin mit Automatik die abenteuerlich über das Instrumentenbrett bedient wird und aus Fahrzeugingenieurssicht eine Vollkatastrophe ist)…
Die nächste Herausforderung war natürlich der Linksverkehr, was aber erstaunlich gut ging (selbst im Kreisverkehr!) und wir haben auch nicht einmal gewischert, anstelle geblinkt 😉
Dafür haben wir uns den Luxus gegönnt neue Bettwäsche zu kaufen. Das Gesamtpaket hat knapp 20$ gekostet, was umgerechnet ungefähr 12 € entspricht. Darin enthalten 2 Kopfkissenbezüge, eine King-Size-Deckenbezug (Decke ist übrigens nicht „fitted Sheet“, wie wir fälschlicherweise angenommen haben, sondern „Duvet“) und ein Leintuch (flat Sheet). Das ist mal ein unschlagbar cooler Preis und umso mehr verwundert es, dass die Vermieter nicht jedes Jahr eine neue Garnitur zumindest der Bezüge spendieren, anstelle das vergammelte Auslieferungsset zu verwenden. Na, sei es drum.
Übrigens werden die Größen hier in Single, Double, Queen und King Size gemessen. Und für alle Klugscheisser: schon klar, die Reihenfolge habe ich ja hier jetzt vorgegeben, aber welche Größe entspricht wohl eine Decke, die man in dem Moment in der Hand hält ohne Zentimetermaß? Knifflig! Ein Tip: wird in Kopfkissenbreiten gemessen… andere Länder, andere Sitten 🙂
Übrigens haben wir uns inzwischen mit unserem Camper arrangiert und können mit Stolz sagen: our Car is our Castle!
Ein Glück ist das aber nicht der erste Eindruck von Neuseeland gewesen, sondern vielmehr diese unglaubliche Freundlichkeit, die wir hier gespürt haben, sei es bei der Pass- und Zollkontrolle (!), in Läden (!!) oder einfach nur bei Begegnungen auf der Straße (!!!) – das stelle man sich mal in Deutschland vor! Im ersten Moment erinnert das an die typisch amerikanische Oberflächlichkeit (gegen die ich im Übrigen gar nichts habe – im Gegensatz zu einigen anderen lasse ich mich lieber unehrlich nett, als ehrlich mies behandeln).
In Neuseeland aber spürt man – mit Ausnahme vielleicht in durch übermäßigen Tourismus abgestumpften Läden – eine ernstgemeinte Geste bzw. zum Teil Herzlichkeit in der Frage nach dem Befinden. Aber natürlich wäre es jetzt falsch, das mit der persönlichen Leidensgeschichte zu beantworten 🙂
Wirklich sehr schön und wäre doch mal ein toller Anlass für mehr Freundlichkeit in Deutschland!
Nun, mit diesem ersten guten Gefühl und der erfolgreichen Meisterung der Camper-Hürde sind wir auf den nächst liegenden Campingplatz abgebogen und direkt ins frisch gemachte Bett gefallen, um wie zwei Steine zu schlafen.
Viele Grüße
shp-nz