shp-reports

Mein Weg ist das Ziel

07. Juli 2008 – Kilometer 65 in Palas de Rei

Heute bin ich in Palas de Rei. So schwer ich mir den Abschied vor ein paar Tagen vorgestellt habe, so leicht scheint ihn mir der Camino zu machen. Inzwischen sind die letzten Kilometer eher eine Pflicht, auch wenn ich immer noch gerne auf dem Weg gehe. Trotzdem freue ich mich, die Pilgerreise in wahrscheinlich drei Tagen abzuschliessen. Meinen Camino habe ich bei mir.

Gestern Abend haben wir uns noch zum galicischen Traditionsgetraenk, der Queimada getroffen. Das Getraenk besteht dabei aus dem Schnaps Oruxo, von dem allerdings keiner weiss, aus was der eigentlich hergestellt wird (war lange verboten), weissem Zucker, Zitrone und Kaffeebohnen. Das ganze wird angezuendet und erhitzt sich damit froehlich in einer Tonschale – also sozusagen eine spanische Feuerzangenbowle, wobei diese Bowle mehr als 30 Minuten vor sich hin gebrannt hat, bis wir sie geloescht haben. Dabei wird dann noch eine Zauberformel gemurmelt – war eher ein Zauberabsatz, in dem beschrieben wurde, was da alles drin ist, am Besten noch rein sollte und welche Teufel damit ausgetrieben werden – und fertig war die Queimada. Sehr viel Flair!

Geschmeckt hat das Gebraeu allerdings, als ob jemand Gummisohlen in einer Methanolmischung aufgeloest hat… nach einer Weile habe ich Lichtflecken beim Sehen gehabt 😉

Nun, es hat jedenfalls fuer ausreichende Bettschwere gesorgt 🙂

Der Weg fuehrt nun durch Kiefernwaelder und an Feldern vorbei durch kleine Gehoefte und Doerfer. Leider geht es auch mal an einer Huehneraufzucht vorbei, bei der es erbaermlich stinkt. Leider ist das Gelaende so lang, dass man fast erstickt ist, bis man endlich den Miefbereich passiert hat. Unterwegs habe ich dann allerdings eine Gruppe grosser Greifvoegel beobachten koennen – was auch immer das fuer eine Art war. Das war schon sehr schoen.

Kurz vor Palas de Rei habe ich erneut die sehr grosse Schuelergruppe auf einem Campingplatz gesehen. Dabei handelt es sich um ca. 150 Schueler, die die letzten 100 Kilometer des Jakobswegs pilgern. Sehen andere Pilger die Gruppe, passiert dabei witzigerweise immer das gleiche: Entweder bremsen oder beschleunigen 🙂 Denn jeder versucht dieser riesigen Gruppe aus dem Weg zu gehen. Anders ist das auch kaum zu ertragen. Nun, heute sind sie in einer Turnhalle nahe des Campingplatzes untergekommen. Allerdings haben sie heute Abend Palas de Rei gestuermt, was dazu gefuehrt hat, dass sowohl alle oeffentlichen Telefone, als auch Internet-PCs auf Dauer belegt waren.

Uebrigens ist das nicht die Strafe fuer die Luschen, diesen Weg zu laufen, sondern die Schueler muessen dafuer einen bestimmten Mindestschnitt haben, damit sie teilnehmen duerfen… das stelle man sich mal in Deutschland vor – ich glaube schneller waere kein Klassenschnitt im Keller, wie da 🙂

Viele Gruesse

shp-jakobsweg

[googleMap name=“Palas de Rei“ width=“500″ height=“300″ directions_to=“false“]Palas de Rei, Spain[/googleMap]

Â

Weiter Beitrag

Zurück Beitrag

Antworten

© 2025 shp-reports

Thema von Anders Norén