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Mein Weg ist das Ziel

10. Juni 2008 – St. Jean Pied de Port

Was fuer ein Tag! Mir tun alle Knochen weh und ich kann kaum noch gerade laufen!

Dabei hatte heute morgen um 7:30 Uhr alles gut angefangen. Sobald ich mich in Wanderklamotten auf den Weg gemacht habe, hat mich bereits ein franzoesisches Ehepaar angesprochen, ob ich denn den Camino gehen wuerde. „Ja, ich pilgere nach Santiago de Compostela“ – tatsaechlich, ich pilgere, nun hat mich die Gemeinde der Pilgerbrueder und -schwestern als erreicht. Der Ehemann ist den Weg von St. Jean Pied de Port nach Santiago vor 2 Jahren gepilgert und wollte gleich wissen, wie schwer mein Rucksack denn sei? „Nun, so 9,8 kg…“ – je nachdem, wieviel Kleidung ich anhabe und Proviant mit. Als ich den Rucksack daheim gewogen hatte, waren es tatsaechlich 9,8 kg. Allerdings bei Abfahrt doch ploetzlich 12,5 kg. Daher sind schwups nochmal ein paar Dinge rausgeflogen, denn es macht sich wirklich jedes Gramm bemerkbar. Da kann ich im Nachhinein auch nicht ganz dem Argument des Verkaeufers des Rucksacks folgen, der meinte, dass 200 – 300 Gramm mehr (bei einem besseren Modell wie dem meinen) kein Problem waeren, denn das sei schliesslich auf der Huefte abgelegt und spiele daher keine grosse Rolle… DOCH! Das tut es sehr wohl. Egal wo die 300 Gramm mehr sind, ob Huefte oder Schultern, ich muss den Mist rumschleppen und das hat sich sehr wohl ausgewirkt… Ich muss nochmal durch mein Inventar!

Nun waren die ersten 2 Stunden pilgern erstaunlich gut. Ich kam schnell voran und die Landschaft war in diesige Nebelfetzen gehuellt. Einfach malerisch. Aber die Kilometerangabe nach Santiago hat mich bei 843 km stutzig gemacht. Es stellte sich raus, dass der nette Jakobsbruder aus Degerloch mit seiner Idee doch von Saint-Pallais und nicht direkt von SJPDP zu starten und der Entfernungsangabe von „dass sind nur 20 km“ poplige 13 km daneben lag. Es sind naemlich 33km. Bis zu den veranschlagten 20-25 km war auch alles gut, aber dann wurde es zaeh. Und leider hat der heilige Petrus mir heute gezeigt, welche Wetterlagen es alle geben kann: Diesig, Sonne, Trocken und schoener dicker franzoesischer Landregen. Der war zum Schluss dabei und ich bin die letzten 4 km nach SJPDP unter Wasser gelaufen.

Leider wussten weder meine Regenjacke, noch mein Rucksack, dass sie den Regen zur Erfrischung des Traegers nicht reinlassen sollten. Momentan ist alles nass, ein Trockner nur evtl. in Aussicht, Zeitungspapier nicht greifbar und – falls ich es noch nicht erwaehnt haben sollte – mir tut alles weh!

Ich kann da schon mal verstehen, dass man zum Jammer- und Motzlappen wird. Aber eines war wirklich toll: Ich habe mich dermassen auf meinen Stempel gefreut, das war wie eine Befreiung!

Aber nicht verzagen! Heute habe ich erfahren, dass die Bahnen in Frankreich streiken und daher in den naechsten 2 Tagen mit wenig Pilgern zu rechnen ist, da die alle in Deutschland feststecken 🙂 Der nette Mitarbeiter der franzoesischen Pilgervereinigung meinte, wir koennten uns morgen Zeit beim 27km langen und 1500 m hohen Aufstieg lassen, es werden jede Menge Betten verfuegbar sein. Na, da bin ich ja mal gespannt, vielleicht hat sich die Plagerei gelohnt 😀

Inzwischen habe ich auch die Jakobsmuschel – das Erkennungszeichen der Pilger – und einen Pilgerstab, denn ohne sind so manche furchtbar matschigen Wege einfach kaum zu bewaeltigen. Mal sehen, wie ich mit dem Knueppel zurecht komme.

Meine Erkenntnis des Tages: Aller Anfang muss doch nicht immer schwer sein!

Bis dahin viele Gruesse

shp-jakobsweg

[googleMap name=“St. Jean Pied de Port“ width=“500″ height=“300″ directions_to=“false“]Saint Jean Pied de Port[/googleMap]

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